Veröffentlichungen


Wirkungen und Nebenwirkungen: Medizin und Osteopathie


Viele medizinische Interventionen beinhalten Nebenwirkungen. Dies meint, dass man mit einer medizinischen Intervention (typischerweise z.B. ein Medikament) zwar eine gewünschte Wirkung erzielt, jedoch nebenbei etwas passiert, was sich negativ für den Patienten auswirkt. Dabei ist Nutzen und Schaden in ihrem Risiko von ärztlicher Seite abzuwägen. Auch Patienten wägen ihr Nutzen/Schaden Risiko ab und setzen daher Medikamente immer wieder ohne Rücksprache mit dem Arzt ab. Es ist unbedingt zu empfehlen, dass Patienten vertrauensvoll das Gespräch mit dem behandelnden Arzt / Ärztin suchen. Eine individuelle gesundheitliche Einschätzung (auch auf lange Sicht!) ist nicht leicht für den nicht-ärztlichen Laien. Wir helfen gerne mit ärztlichem und osteopathischem Rat.

Die Osteopathische Medizin nutzt für ihre Interventionen immer eine Form von Bewegung. Die angewendete Kraft wird immer auf den Zielbereich angepasst. Das heißt man zieht mit größerer Kraft an einem Muskel, während man an auf einem Nerven nur feinen Zug ausübt. Beachtet man die anatomischen und physiologischen Zusammenhänge nicht fachgerecht, kann man feines Gewebe beschädigen (wie bei einer Prellung). Das wäre in diesem Fall keine Nebenwirkung, sondern eine falsch angewendete Intervention.

Fachgerecht ausgeübte osteopathische Interventionen sind eine Form von “Bewegung”, die immer mit Gewebefunktionen, d.h. Formen von “Bewegung” wechselwirken. So drücken sich Gewebefunktionen in “Bewegung” aus, und umgekehrt beeinflussen Bewegungen die Gewebefunktion, siehe YouTube-Video der Universität Münster, das aufzeigt, wie tief Bewegung in alle Bereiche grundlgegender Zellfunktionen eingreift. Therapeutische Bewegungen können auf makroskopische und mikroskopische Wirkung ausgerichtet sein und sehr vielfältig ausgeführt werden: drehen, fließen, vibrieren, Spannung (gehaltene Bewegung), Stimulation von Rezeptoren, etc. Die Funktionen von Gewebe sind wissenschaftlich (z.B. in Embryologie, Anatomie und Physiologie) beforscht und bekannt und die aktuelle Forschung erkennt immer mehr solcher Interaktionen. Sie finden das ganze Leben über permanent statt und gehören zum normalen und gesunden Ausdruck des Menschen. Solche Bewegungen sind also permanent in die gesunde Richtung wirksam und haben keine unerwünschten Nebenwirkungen, auch wenn sie immer auch begleitende Wirkungen haben. So denkt mancher, dass nur Muskeln und Gelenke für das Joggen gebraucht und trainiert werden, nebenher wird jedoch auch das Herz-Kreislaufsystem, das Nervensystem und das metabolische System gebraucht und trainiert. Und auch alle anderen Systeme sind in einem großen Gesamtsystem, einer differenzierten Ganzheit, integriert. Ein gut ausgebildeter Osteopath hat eine solche systemische Sichtweise und berücksichtigt die Wechselwirkungen der verschiedenen Systeme in seiner Behandlung. Diese physiologischen Bewegungen werden, wie auch sonst im Leben, vom Organisus stets in die gesunde Richtung geregelt und korrigiert. Physiologische, d.h. balancierte Bewegungen wirken von Natur aus, das ganze Leben in die gesunde Richtung, es sei denn die Bewegung wird gestört. Diese Störung ist genau das osteopathische Behandlungsgebiet, in dem der Körper ebenfalls versucht oder versucht hat, seine Korrekturen vorzunehmen. Weil er es alleine nicht geschafft hat, kommt der Patient zum Arzt / Osteopath, damit der Körper es mit seiner Hilfe schaffen kann. Dazu führt man die entsprechende Intervention (Stimulation, Inhibition, Balance) aus, wie das Osteopathen seit 1874 mit machen. Seither ist dazu das osteopathische Studium in den USA akademisch mit ärztlichem Rang.

Im oben gewählten Beispiel würde der Jogger vielleicht zu hart mit getrecktem Bein auftreten und so das Knie mit Pralldruck überlasten, was zur Reizung und Schmerz und letztlich Verschleiß / Arthrose führen kann. Solche verfälschten Bewegungen haben oft negative Folgen, die wir osteopathisch korrigieren wollen. Ziel ist, ein vorliegendes Problem direkt zu beseitigen und gleichzeitig die Prozesse / Bewegungen so einzustellen, dass möglichst keine zukünftigen Probleme entstehen.

Durch die therapeutische Nutzung der immer auf Gesundheit (Physiologie) ausgerichteten körpereigenen Prozesse / Bewegungen kann man schließen, dass die angewendeten osteopathischen Interventionen keine Nebenwirkungen haben, sofern sie fachgerecht und physiologisch angemessen vorgenommen werden. Sie haben sogar viele positive Begleit-Wirkungen, wie sie durch Studien für das Herz allgemein, und auch speziell für Herzkranzgefäße nachgewiesen wurden: Sport / Bewegung wirkt sich positiv auf die Herz - Gesundheit aus.

Trotzdem sollte anerkannt werden, dass auch physiolgoische Bewegungen Umstellungen einfordern können, die sich zwischendurch als Schmerzen (“Wohlschmerz”) präsentieren können. Solche Schmerzen werden durch Umstellungsreaktionen verursacht und sind nicht als negativ zu bewerten, sofern kein Zwang ausgeübt wird und wurde. Wenn zum Beispiel der Jogger sein Bein anders aufsetzt und dadurch einen Dehnungsschmerz eines verkürzten Muskels fühlt, ist die Dehnung eben Bestandteil des Heilungsprozesses. Die ärzlich-osteopathische Expertise ist hilfreich, etwaige Unsicherheiten diesbezüglich zu klären. Nicht selten sind bei Patienten die Wahrnehmungsabläufe bezüglich ihres Defizites nicht ganz sauber und klar. Im Zweifel kann man den Heilungsprozess etwas entschleunigen, um Dehnungen unterschwellig ablaufen zu lassen. Das heißt mit etwas mehr Zeit kann man es leichter bewätligen.