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Selbstheilung, Spontanheilung und Heilkunst, ein Beispiel für Heilungswahrscheinlichkeit


Wie hoch ist die Heilungswahrscheinlichkeit bei einer (kleinen) Schnittwunde? Jeder kann sich vorstellen, wie das ist, wenn man sich leicht in den Finger schneidet. Hat man jemals jemanden gesehen, bei dem so eine Schnittwunde nicht verheilt ist? Kennen Sie jemanden, der mit solch einer offenen Wunde herumläuft? Nein: die Heilungswahrscheinlichkeit ist 100%. Früher oder später heilt es immer.

Der Körper weiß immer ganz genau, was er zu tun hat: Er verklebt die Wundränder, lässt Bindegewebszellen in den Wundspalt kriechen, den Wundbereich wieder ins normale Fasernetz integrieren, lässt Blutgefäße einsprießen, Nerven einwachsen und Hautzellen obenauf kriechen, so dass die Wunde wieder mit Haut überdeckt und verschlossen wird. Entsprechend der Größe der Verletzung bleiben größere oder kleinere “Erinnerungen” (Narben) übrig. Das ist der Heilunsprozess der natürlicherweise von selbst passiert, d.h. der vom menschlichen Organismus ausgeführt wird (Selbstheilung). Das ist normal und alltäglich. Der Körper wird konstant abgebaut und gleichzeitig wieder neu aufgebaut, Ständig gehen Zellen “kaputt”, die dann beseitigt und wieder ersetzt werden. So werden Muskeln, Bindegewebe, Orane und Knochen ab- und umgebaut, so dass sie immer an den Bedarf angepasst sind. Das ist gesunde, sich selbst regulierende Regeneration des Organismus, wie man es z.B. bei Infekten und stressbedingten symptomlosen Magengeschwüren kennt.

In dem Beispiel die Schnittwunde am Finger heilt der Körer also immer, es sei denn, man stört den Heilungsablauf. Dies kann passieren, indem man die Wundränder wieder auseinanderzieht um nachzusehen, ob es schon geheilt ist, oder man bringt Keime in die Wunde, oder man unterbindet die Blutzufuhr. Diese Störfaktoren verhindern die Heilung. Sind die Wundränder zu weit auseinander, braucht es eine ärztliche Intervention, eine chirurgische Naht für eine gute Heilung (ohne Störfaktoren). Hier kann man nicht auf “Spontanheilung” vertrauen, es fehlt dem Organismus die Kraft/Energie zur Heilung, und der Patient braucht ärztliche Kunst um Störfaktoren zu beseitigen und Hindernisse überwinden zu können.

Totz der guten chirurgischen Naht ist es doch der menschliche Körper der die Heilung durchführt. Das ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich vorstellt, dass man die gleiche kunstvolle Naht an einer Leiche durchgeführt hätte. Es heilt bei einer Leiche eben nicht, da die oben beschriebenen lebendigen Prozesse des Körpers fehlen, welche die Heilung durchführen.
Auch kann der Körper so überfordert werden, dass er mit der Anzahl der Störungen nicht mehr fertig wird. Der Mensch wird krank und es ist Heilkunde nötig, ihn zu heilen - so gut wie möglich. Dabei gibt es in der Medizin zwei Richtungen: 1.) Beseitigung von Störfaktoren (z.B. ein Antibiotikum gegen Keime bei einer Lungenentzündung) und 2.) Förderung der physiologischen / gesunden Prozesse (z.B. Atmung, Durchblutung und Immunsystem zur besseren intrinsischen Infektabwehr).

Die Stärke der Osteopathie ist die Möglichkeit der drekten Gesundheitsförderung. Sie ist eine Heilkunst die immer im Dialog, einer Interaktion von Arzt/Osteopath und Patienten ausgeführt wird. Ein Dialog mit dem ganzen Organismus, bzw. ganzem Menschen, der die Selbstheilung unterstützt und von Störfaktoren befreit - beides, so gut es eben geht.