Osteopathie – Wissenschaft oder Glaubensfrage?
Osteopathie ist eine medizinische Fachrichtung, deren Therapiekonzept auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse kontinuierlich weiterentwickelt wird.
Das Konzept einer osteopathischen Behandlung beruht auf den wissenschaftlich belegten Wechselwirkungen des Organismus (Physiologie, Anatomie, Embryologie, allgemeine medizinische Forschung wie z.B. Zellforschung der Universitäten in Münster und in Singapur, etc.). Die Wirkung der Behandlung auf Bewegung und Funktion des Körpers hängt vom konkreten manuellen Vorgehen ab. Daher ist der persönliche Glaube an die Methode keine Voraussetzung für den Erfolg der Behandlung.
Siehe: Osteopathie auf dem Prüfstand (Artikel veröffentlicht im Bundesgesundheitsblatt 5/2020)
Es gibt Stimmen, die der Osteopathie die Wissenschaftlichkeit absprechen wollen, zumindest in Teilbereichen der Osteopathie, was für sich schon widersprüchlich ist, da die Osteopathie ja eine systemisch strukturierte Fachrichtung ist. Diese Stimmen sagen, dass für die Osteopathie große randomisierte Doppelblindstudien (Patient und Arzt wissen nicht, ob gerade osteopathisch behandelt wird) fehlen und deswegen wissenschaftliche Evidenz fehlen würde. Jedoch besteht wissenschaftliche Evidenz aus mehreren Ebenen und Aspekten (siehe BDOÄ Video) und außderdem sind die Grundlagen und gesetzmäßigkeiten der Osteopathie schon längst von Naturwissenschaften und den medizinischen Wissenschaften bewiesen. Darüberhinaus gibt es auch bei den wissenschaftlichen Vorbildern wie der Physik und Mathematik keine einzige randomisierte Doppelblindstudie.
Die Bundesärztekammer stellt fest, dass es genügend Evidenz für die Osteopathie als Verfahren gibt, um eine curriculare Fortbildung Osteopathischer Verfahren anzubieten. Dabei heißt es in der Bewertung des wissenschaftlichen Beirates von 2009: „ … Entsprechend lässt sich die Beurteilung der wissenschaftlichen Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit auch nicht für die Bereiche parietale, viszerale und kraniosakrale „Osteopathie“ differenzieren. Offensichtlich kommen für verschiedene Befund- und Symptomkonstellationen grundsätzlich alle drei Ansätze zur Anwendung. Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass bei der Beurteilung der Wirksamkeit und der Sicherheit nicht nach den jeweiligen Befundkonstellationen, sei es in der parietalen „Osteopathie“ oder sei es in der viszeralen respektive kraniosakralen „Osteopathie“, differenziert werden kann. …“
in der Medizin und der Osteopathie werden keine Heilversprechen vorgenommen und sind auch nicht zulässig, da generell niemand Heilung garantieren und versprechen kann. Gleichzeitig sind Aufklärung, Darstellung von Tätigkeitsbereichen und Berichte medizinischer und osteopathischer Alltag. Die Unterscheidung zwischen beiden Aspekten ist wichtig und seriöserweise vorzunehmen. Es ist verwunderlich, dass der Osteopathie erst Heilversprechen unterstellt und zugeschoben werden, nur um gleich darauf die eigens vorgenommene Unterstellung zu kritisieren.
Es ist zu bedauern, dass einer medizinisch universitäre Disziplin, wie der Osteopathie, die es in den USA seit 150 Jahren gibt, von einigen lautstarken Kritikern nicht neugieriger begegnet wird. Da werden scheinbare Mängel an Beweisen als Gegenbeweise geführt. Es gibt von einigen fachfremden "Experten" leider Äußerungen zur Osteopathie, die einem fachlichen Qualitätsstandard nicht entsprechen. Die Kritik offenbart eher die Unkenntnis zur Osteopathie als medizinischer Fachrichtung und keinen Mangel in der Osteopathie selbst. Ein Beispiel ist ein universitärer Kollege, der sich nicht vorstellen konnte, dass man mit den Händen Bewegungen des Körpers fühlen kann, obwohl es einer Schulung von meist nur wenigen Minuten bedarf, um zuverlässig gewisse Bewegungsqualitäten zu palpieren. Ein Anderer, der meinte das die Osteopathie auf Placeboeffekten beruhe, da es nicht sein könne, dass es einer Patientin mit einer Cervicobrachialgie (Nervenreizung im Arm durch einen Bandscheibenvorfall zwischen dem letzten Halswirbel und dem ersten Brustwirbel) direkt nach osteopathischer Behandlung der ersten Rippe besser gehe, in der die muskuläre Festigkeit und Unbeweglichkeit der ersten Rippe und des direkt verbundenen ersten Brustwirbels gelöst wurde (wodurch die Kompression und Reizung der dazwischen austretenden Nervenwurzel beseitigt wurde). Leider zeigen diese Beispiel eher einen gravierenden Mangel an Kenntnis relevanter anatomisch-physiologischer Zusammenhänge und lässt lediglich eine medizinische und osteopathische Basiskompetenz der Kritiker vermissen.
Hinweis aus rechtlichen Gründen: Aus rechtlichen Gründen wird darauf hingewiesen, dass in der Benennung der beispielhaft aufgeführten Anwendungsgebiete selbstverständlich kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände liegen kann. Die Anwendungsgebiete beruhen auf Erkenntnissen und Erfahrungen in der hier vorgestellten Therapierichtung (Osteopathie) selbst. Für den Bereich der Wirbelsäule, z. B. beim chronischen Schmerzsyndrom, geht die Bundesärztekammer in der Regel von einer Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen aus (Deutsches Ärzteblatt 2009, S. 2325 ff.) Im Übrigen gibt es bislang keine großen, randomisierten Doppelblind-Studien, die in wissenschaftlicher Hinsicht die Wirkungsweisen osteopathischer Medizin bei den genannten Krankheitsbildern nachweisen.